Heute stehen Marketing- und Vertriebsteams enorme technologische Möglichkeiten offen, um den Go-to-Market effektiv voranzutreiben und dabei noch Zeit und letztlich Kosten einzusparen.
Leider vervielfachen sich Tools, Daten, Kampagnen, Automatisierungen und Übergaben damit aber auch oft schneller als die angepeilten Erfolge. Gleichzeitig werden Kunden immer resistenter gegen unstrukturierte und damit häufig plump und unpersönlich wirkende Werbestrategien, die das Resultat aus schlecht integrierten Softwarelösungen sein können.
Vor diesem Hintergrund liegt die Kunst mehr denn je darin, die richtigen Prozesse zu schaffen und nicht einfach nur mehr, modernere Programme einzusetzen. Die nötige Brücke zwischen Technik, Strategie und systematischer Umsetzung schlägt der GTM-Engineer im Unternehmen.
Was ist ein GTM-Engineer?
Ein GTM Engineer – häufig auch als Go-to-Market Engineer, GTM Systems Engineer oder Revenue Operations Engineer bezeichnet – kümmert sich darum, dass alle technischen Abläufe im Go-to-Market sauber miteinander verzahnt werden. Der Vorgang des GTM Engineerings beschreibt dabei die systematische Arbeit an genau den Prozessen, Automatisierungen und Datenflüssen, die maßgeblich bestimmen, wie ein Unternehmen Kunden gewinnt, qualifiziert und langfristig bindet. Statt nur einzelne Aufgaben zu erledigen, errichten diese Experten technische Infrastrukturen, die moderne, effiziente und maximal zweckmäßige Umsatzprozesse in großen Software-Architekturen überhaupt erst möglich machen.
In der Praxis führt ein GTM Engineer vor allem verstreute Datenquellen zusammen, automatisiert repetitive Aufgaben und entwickelt skalierbare Workflows, die Outreach, Lead-Routing, Lead-Nurturing und Follow-ups zuverlässig steuern. Dabei geht es nicht primär um die Einstellung einzelner Tools, sondern um die Schaffung einer durchgängigen Logik. Jeder Schritt im Funnel muss nachvollziehbar, automatisierbar und messbar sein. So entstehen Systeme, die perfekt funktionieren, zudem aber auch lernen und sich sehr flexibel anpassen (lassen).
Viele klassische Rollen im Vertrieb decken nur einzelne Bereiche ab und stoßen bei wachsender Komplexität an ihre Grenzen.
• SDRs arbeiten oft noch mit manuellen Recherchen oder mit schlecht verbundenen Tools.
• AEs konzentrieren sich auf Abschlüsse und verlassen sich dabei auf vorgelagerte Teams.
• Vertriebsingenieure unterstützen technisch, können aber nicht über große Volumina hinweg skalieren.
• RevOps sorgt für stabile Systeme, ist aber kaum in der Lage, den sinnvollen Einsatz der technischen Infrastruktur im Tagesgeschäft sicherzustellen.
Ein GTM Engineer verbindet diese Perspektiven und bildet die technischen Grundlagen heraus, damit Outreach personalisiert funktioniert, Daten automatisch angereichert werden und die Pipeline konstant gefüllt bleibt.
Die heutige Bedeutung von GTM-Engineering für Unternehmen
Der Bedarf nach GTM-Engineers steigt – und das ist natürlich kein Zufall.
• Einer der Hauptgründe liegt ganz klar in der massiven Zunahme an Tools in Marketing und Vertrieb: Ein typisches B2B-Unternehmen setzt inzwischen über 100 SaaS-Lösungen ein. Viele Programme arbeiten jedoch nicht sauber, was zu Datenlücken, unklaren Übergaben und insgesamt ineffizienten Abläufen führt. GTM Engineers bringen hier Ordnung hinein. Sie schaffen ein einheitliches Datenfundament über den ganzen Funnel hinweg und ermöglichen Entscheidungen auf Basis echter Zusammenhänge statt fragmentierter Einblicke.
• Ohne sinnvolle Prozessautomatisierung wächst der Aufwand mit jeder Kampagne, jedem neuen ICP und jedem zusätzlichen Kanal. GTM Engineers sorgen dafür, dass RevOps nicht linear, sondern skalierbar arbeiten kann. Moderne KI-Automatisierung macht es heute zwar möglich, komplexe Integrationen schneller umzusetzen, ohne gute Struktur führt diese Freiheit allerdings immer noch schnell zu einem regelrechten Werkzeug-Wirrwarr. Ein GTM Engineer setzt genau hier an und sorgt dafür, dass Technik nicht nur genutzt wird, sondern zielgerichtet wirken kann.
• Ein weiterer Grund für die zunehmende Bedeutung des GTM Engineers liegt in der mittlerweile rapiden Marktdynamik. Hier gewinnen nur die Teams und Unternehmen, die schnell lernen, sauber messen und zügig nachjustieren. GTM Engineering ermöglicht genau das, weil es Feedback-Loops technisch abbildbar macht und kontinuierliche Optimierung in den Alltag integriert. Damit entsteht ein System, das auf Veränderungen nicht nur reagiert, sondern sie aktiv nutzt.
• Nicht zu vergessen ist bei all dem der Fachkräftemangel, der es Unternehmen immer schwerer macht, qualifizierte Profis für den Vertrieb oder das Marketing zu finden. Allein deshalb müssen Prozesse schlanker und automatisierter werden. Doch selbst die mächtigste Marketing-Automatisierung produziert ohne Konzept mehr Chaos, als dass sie hilft. Ein GTM Engineer verhindert das, indem er Prozesse klar definiert, Regeln aufstellt und dafür sorgt, dass Daten und Logik einheitlich durch das gesamte System laufen.
Wann du GTM-Engineering etablieren solltest
Der richtige Zeitpunkt für den Einstieg ins GTM Engineering hängt stark von deiner aktuellen Unternehmensphase ab.
Wächst du aus Tabellenkalkulationen und manuellen Abläufen heraus, wird der Aufwand schnell unübersichtlich. In dieser Situation ist ein systematischer Ansatz entscheidend – die passenden Tools, die RevOps festgelegt hat, müssen anschließend perfekt orchestriert werden. Auch wenn dein Go-to-Market-Stack größer wird und Daten nicht mehr sauber fließen, ist das ein kritischer Punkt. Ein GTM Engineer sorgt dafür, dass diese Datenströme harmonisiert werden und das System wieder kontrollierbar ist.
Besonders sinnvoll ist die Rolle auch dann, wenn du Hebelwirkung statt zusätzliche Köpfe brauchst. Manual Work skaliert nicht. Wenn du hingegen Prozesse automatisierst und die Logik dahinter einmal sauber definierst, steigert das die Produktivität des gesamten Teams selbst bei einem sich stark entwickelnden Geschäft. Unternehmen, die schneller iterieren müssen, profitieren ebenfalls stark von GTM Engineering. In dynamischen Märkten können flexible, aber fundierte Anpassungen nichts weniger als wettbewerbsentscheidend sein. Ein sauberer, agiler Prozessrahmen macht genau das möglich.
Aber GTM Engineering ist auch nicht immer sinnvoll. Verfügst du noch nicht über einen wiederholbaren Vertriebsprozess, brauchst du zuerst ein stabiles Fundament. Ohne erkennbaren Product-Market-Fit ist jede Automatisierung verfrüht. Gleiches gilt, wenn es an grundlegender CRM-Hygiene oder Prozessdisziplin fehlt. Ein GTM Engineer kann nur verstärken, was bereits funktioniert. Zur Ausbesserung defekter Grundlagen wird er kaum in der Lage (oder bereit) sein. Wer erwartet, dass GTM Engineering klassische RevOps-Aufgaben vollständig übernimmt, wird enttäuscht. Die Rolle ergänzt RevOps, ersetzt es aber nicht.
Worauf sollte man bei einem GTM-Engineer besonders achten?
Wenn du planst, einen GTM Engineer einzustellen oder mit einem externen Spezialisten zusammenzuarbeiten, ist ein genauer Blick auf die Fähigkeiten natürlich enorm wichtig.
Ein echter Experte erkennt technische Zusammenhänge schnell, denkt in Systemen und bringt eine klare Vorstellung davon mit, wie Go-to-Market-Prozesse logisch aufgebaut sein müssen. Besonders wichtig ist ein tiefes Verständnis für die besten Automatisierungstools. Plattformen wie n8n, Clay, Make oder Zapier bilden in vielen Unternehmen das Rückgrat entsprechender Abläufe, funktionieren allerdings nur dann zuverlässig, wenn jemand genau versteht, wie Daten zwischen Systemen fließen, wo typische Fehler entstehen können und wie man Workflows nachhaltig stabil konstruiert. In der Praxis zeigt sich das beispielsweise darin, dass ein GTM Engineer bei Problemen nicht nur Symptome behebt, sondern den eigentlichen Kern der Schwierigkeiten findet und dauerhaft löst.
Darüber hinaus sollte ein GTM Engineer in der Lage sein, Code zu schreiben oder zumindest Low-Code- und No-Code-Ansätze sicher zu verwenden. Nicht jeder Prozess lässt sich per Klick zusammenstellen. Häufig sind kleine Skripte oder auch größere Anpassungen nötig, um Daten korrekt umzuwandeln oder Integrationen zu erweitern. Wer beides beherrscht, kann flexibel reagieren und sorgt dafür, dass dein System nicht an Grenzen stößt. Ein typisches Beispiel ist die Bereinigung unvollständiger Daten aus Formularen oder eingehenden Leads. Ein erfahrener GTM Engineer baut dafür kleine Funktionen, die solche Fehler automatisch korrigieren, bevor sie die Pipeline verzerren.
Ebenso zentral ist ein fundiertes Verständnis für B2B-Verkaufstrichter und betreffende Kundenprofile. Technische Abläufe sind nur dann wertvoll, wenn sie echte geschäftliche Ziele unterstützen. Ein GTM Engineer muss daher wissen, wie Leads bewertet werden, welche Signale auf Kaufbereitschaft hindeuten und wie unterschiedliche ICPs angesprochen werden. Ein praktischer Vorteil: Wenn diese Person die Logik der Pipeline versteht, kann sie Regeln für Lead-Routing, Scoring und Nurturing viel präziser festlegen.
Ein guter GTM Engineer ist außerdem jemand, der Produkte liebt und kritisches Feedback gibt. Solche Menschen denken nicht nur technisch, sondern mit Blick auf Nutzbarkeit, (Kunden-)Verhalten und (langfristige) Wirkung. Sie prüfen Tools, hinterfragen Workflows und testen neue Ideen schnell und systematisch. Diese Wachstums-DNA ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Statt sich auf dem Status quo auszuruhen, suchen sie stetig nach Potenzial für Verbesserungen. Wenn zum Beispiel ein Outreach-Prozess zu viele uninteressierte Leads erzeugt, ändert ein guter GTM Engineer nicht nur den Trigger, sondern überprüft auch ICP-Kriterien, Datenqualität, Messaging und Kanalwahl.
Fazit
Die heutige technologische Vielfalt erfordert umso klarere Strukturen, damit sie ihre Vorzüge voll ausspielen kann und nicht sogar zur schädlichen Belastung wird. Unternehmen bewegen sich zunehmend in Richtung modularer Workflows, skalierbarer Playbooks und vollständig integrierter Tool-Landschaften. Echtzeit-Daten gewinnen an Bedeutung, weil sie bessere Entscheidungen und schnelleres Agieren ermöglichen.
Ein guter GTM Engineer verknüpft all das mit einem ingenieursähnlichen Blick. Er entwickelt Prozesse, die reproduzierbar funktionieren, experimentiert mit neuen Lösungen und verwandelt manuelle Abläufe in automatisierte, wertschaffende, langfristig zweckmäßig arbeitende Systeme. Das Ergebnis ist eine besser organisierte Pipeline, weniger Silos und ein souveränes Wachstumsmodell, das unabhängig von der Anzahl der Mitarbeiter funktioniert.
FAQ
Welche Ausbildung sollte ein guter GTM-Engineer mitbringen?
Viele GTM Engineers haben einen Abschluss in Informatik, Ingenieurwesen oder einem verwandten technischen Bereich. Einige verfügen auch über Master-Studiengänge oder Zertifikate mit klarem Bezug zu Automatisierungstechnologien oder künstlicher Intelligenz. Wichtiger als das Papier ist jedoch die praktische Erfahrung. Achte darauf, dass der Profi deiner Wahl Automatisierungstools souverän und umfassend einsetzen kann, ein tiefes Verständnis für den B2B-Verkaufstrichter hat und eine starke Wachstumsmentalität mitbringt. Technische Fähigkeiten sind wichtig, aber erst die Kombination aus Systemdenken und Analysekompetenz macht diese Rolle wirklich wertvoll.
Ist GTM-Engineering für mein Unternehmen sinnvoll?
Ob sich GTM Engineering lohnt, hängt vor allem von deiner aktuellen Situation ab. Wenn du aus manuellen Prozessen herauswächst, viele Tools im Einsatz hast oder schneller bzw. sinnvoller automatisieren musst, kann die Perspektive eines GTM Engineers enorm hilfreich sein. Fehlen jedoch bislang klare Vertriebsprozesse, sauber gepflegte Daten oder ein stabiler Product-Market-Fit, ist der Einsatz verfrüht. GTM Engineering unterstützt bestehende Stärken – schafft aber keine grundlegende Struktur.
Was macht ein GTM Engineer?
Ein GTM Engineer verknüpft Abläufe in einer bestehenden technischen Infrastruktur für einen maximal effizienten Go-to-Market. Er verbindet Daten aus Marketing, Vertrieb und Customer Success, automatisiert wiederkehrende Abläufe, entwickelt skalierbare Workflows und sorgt dafür, dass alle Schritte im Funnel messbar und nachvollziehbar sind. Ziel ist es, ein System zu schaffen, das zuverlässiger arbeitet, schneller reagiert und deutlich besser skalieren kann.








